Fragestellung#
In den letzten fünfzehn Jahren hat die Bedeutung von barrierefreier Kommunikation [MR19] im Allgemeinen und Leichter Sprache im Besonderen in der öffentlichen Verwaltung erheblich zugenommen. Im Kontext der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, die seit ihrer Ratifizierung in Deutschland 2009 verbindliches Recht ist, ergibt sich eine Verpflichtung zur barrierearmen Kommunikation, bei der leichte Sprache – als eine „verständlichkeitsoptimierte Varietät” ([BB19], S. 252) des Deutschen – eine wichtige Rolle spielt. In Form zahlreicher Regelwerke und Handreichungen (etwa [NetzwerkLSprache14], [Maa16]), seit März 2025 auch in der DIN SPEC „Empfehlungen für Deutsche Leichte Sprache“, wird die Verwendung Leichter Sprache diskursiv, konzeptionell und pragmatisch erschlossen. Neben der rechtlichen Dimension betrifft die Verwendung von Leichter Sprache in der Kommunikation mit und von Behörden dabei auch Grundfragen der gesellschaftlichen Teilhabe. Dies geschieht im Kontext einer gesteigerten gesellschaftlichen Aufmerksamkeit für das Konzept der Leichten Sprache, die sich exemplarisch etwa in der markanten Zunahme der Häufigkeit des Begriffs im Google Books-Korpus zeigt (siehe die Google Ngram-Abfrage in Fig. 3).

Fig. 3 Google Ngram-Ergebnisse zu “Leichte Sprache”. Siehe auch Link#
Vor diesem Hintergrund haben Behörden in den letzten Jahren zunehmend gesonderte Angebote in Leichter Sprache aufgebaut. Wie aber verhält es sich mit der allgemeinen Kommunikation der öffentlichen Verwaltung? Hat sich auch diese im Kontext der intensivierten Debatten über sprachliche Barrieren in der Kommunikation zwischen Bürger:innen und Staat gewandelt – und im besten Fall ‚vereinfacht‘, ist sie also barrierearmer geworden?
Wir wollen diese Fragestellung anhand eines zentralen Formats der Kommunikation zwischen Staat und Bürger:innen erörtern: der Pressemitteilung, mit der (Landes-)Regierungen und Behörden die Öffentlichkeit über politische Entscheidungen, Gesetzesvorhaben und aktuelle Entwicklungen informieren. Eine Verminderung der Komplexität der Sprache in den Pressemitteilungen würde Barrieren abbauen und so Inklusion fördern.
Tun dies – so fragen wir uns im Folgenden am Beispiel der Berliner Senatsverwaltung - die Behörden?
Forschungsfrage
Wie entwickelt sich die kommunikative Barrierearmut des Berliner Senats im Zeitraum von 2011 bis 2024?
Bibliographie#
Sandra Bläß. Korpusbildung. In forTEXT. 2020. URL: https://fortext.net/routinen/methoden/korpusbildung (visited on 2024-06-26).
Ursula Bredel and Christine Burkart. Leichte sprache. In Christiane Maaß and Isabel Rink, editors, Handbuch Barrierefreie Kommunikation, number 3 in Kommunikation - Partizipation - Inklusion, pages 251–272. Frank & Timme, 2019.
Executable Books Community. Jupyter book. Zenodo, 2021. doi:10.5281/zenodo.2561065.
Ryan Heuser and Long Le-Khac. Learning to read data: bringing out the humanistic in the digital humanities. Victorian Studies, 54(1):79–86, 2011. doi:10.2979/victorianstudies.54.1.79.
Benjamin Krautter, Axel Pichler, and Nils Reiter. Operationalisierung. Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften – ZfdG, 2023. Working Paper 2 der Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften. doi:10.17175/WP_2023_010.
Christiane Maaß, editor. Ratgeber Leichte Sprache: die wichtigsten Regeln und Empfehlungen für die Praxis. Sprache im Blick. Dudenverlag, 2016. ISBN 978-3-411-91236-0.
Christiane Maaß and Isabel Rink, editors. Handbuch Barrierefreie Kommunikation. Number 3 in Kommunikation - Partizipation - Inklusion. Frank & Timme, 2019.
Christof Schöch. Aufbau von Datensammlungen, pages 223–233. J.B. Metzler, Stuttgart, 2017. doi:10.1007/978-3-476-05446-3_16.
William H. DuBay. The Principles of Readability. Impact Information, 2004. URL: https://files.eric.ed.gov/fulltext/ED490073.pdf (visited on 2025-05-16).
Netzwerk Leichte Sprache. Leichte Sprache: ein Ratgeber. Bundesministerium für Arbeit u. Soziales, 2014. URL: https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/a752-ratgeber-leichte-sprache.pdf.