3.1. Materialrecherche#

Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit der Erarbeitung und Konkretisierung der Fragestellung und mit der Materialrecherche zu unserer Fallstudie. Für Projekte in den Digital Humanities führt Johanna Drucker [Drucker, 2021] drei Komponenten auf: Projekte beginnen mit Materialien (materials), wie z.B. Bildmaterial, Texte, Landkarten oder Mediendateien, gefolgt von der Verarbeitung (processing), etwa in Form von Data Mininig oder statistischen Analysen, und schließlich werden die Ergebnisse in Form einer Präsentation (presentation) vermittelt. Dementsprechend steht am Beginn unserer Fallstudie zunächst die Recherche und eine erste Beurteilung des vorhandenen Materials.

Die Fallstudie widmet sich der filmhistorischen Fragestellung: Welche Veränderungen sind in den studentischen Filmen der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF - bzw. der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) “Konrad Wolf” Potsdam, wie sie bis 2014 hieß - zur Wendezeit erkennbar? Wir gehen davon aus, dass sich die gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Umwälzungen und Brüche zur Zeit der Wende und der Wiedervereinigung auch im studentischen Filmschaffen der Babelsberger Filmhochschule niederschlagen. Als Untersuchungszeitraum werden die Jahre von 1985 bis 1999 festgesetzt. Die Festlegung des Zeitraums rund um die Wendejahre 1989/90 haben wir so gewählt, dass mögliche Veränderungen im Filmschaffen innerhalb dieser Zeitspanne erkennbar sein sollten. Historische Umbrüche finden in längeren Perioden statt und Filmprojekte benötigen häufig längere Planungs- und Umsetzungsphasen. Prozesse der Umgestaltung in der akademischen Lehre und Forschung, die sich in konkreten Filmen widerspiegeln können, benötigen Zeit, um in Gang zu kommen. Diesen Faktoren wollten wir mit dem gewählten Zeitraum Rechnung tragen.

Im ersten Schritt ist zu recherchieren, welches Material zur Beantwortung der Fragestellung zur Verfügung steht. Es soll ein erster Überblick erarbeitet werden, welche und wie viele Filme für den Zeitraum von 1985 bis 1999 im Filmarchiv der Filmuniversität vorhanden sind. An der Filmuniversität sind die archivierten Filme nicht in einer eigenen Datenbank, sondern im Bibliothekskatalog (OPAC) der Filmuniversität verzeichnet und dort entsprechend gekennzeichnet. Ein erster Eindruck bezüglich des vorhandenen Materials kann sich somit nur durch eine Recherche im OPAC der Universitätsbibliothek ergeben. OPAC steht für Online Public Access Catalog und ist ein viel verwendetes elektronisches Bibliothekssystem, das Nutzer:innen ermöglicht, online auf den Katalog einer Bibliothek zuzugreifen.

3.1.1. Recherche im Bibliothekskatalog#

Im folgenden Abschnitt stellen wir kurz Schritte dar, die bei der OPAC-Recherche zur Fragestellung unserer Fallstudie durchlaufen werden können. Es gibt dabei keinen allgemeingültigen Weg, vielmehr kann die Recherche auf vielfältige Weise angegangen werden und wir zeigen hier eine mögliche Herangehensweise exemplarisch auf.

Bei der Erfassung der Daten werden vom verantwortlichen Bibliothekspersonal verschiedene Informationen zu den studentischen Filmen in den OPAC eingegeben, z.B. der Filmtitel, das Entstehungsjahr, die beteiligten Personen, die Dauer in Minuten, kurze Inhaltsbeschreibungen oder Schlagworte und Stichworte zu den Filmen. Die Eingabe dieser Daten erfolgt dabei nach bestimmten Regeln in vorhandene Eingabefelder. Bei der Recherche und der Auswertung der Rechercheergebnisse ist es wichtig zu beachten, das nicht immer alle Informationen zu einem Film in den OPAC eingegeben werden müssen, also z.B. Angaben zur Gattung, Schlagwort oder Länge fehlen können. Auf den Erfassungsprozess gehen wir im Abschnitt zur Datenquelle noch genauer ein. Für unsere Fragestellung kann die Suche nach mehreren dieser Informationen interessant sein, u.a. die Entstehungsjahre, Schlagworte oder Stichworte.

Wie kann im Bibliothekskatalog der Filmuniversität nun gezielt nach Filmen aus dem studentischen Filmarchiv gesucht werden? Auf der Startseite des Online-Katalogs (OPAC) wird ersichtlich, dass mehrere Datenbanken für die Suche zur Verfügung stehen, darunter auch das Filmarchiv (Fig. 3.1). Standardmäßig sind alle Datenbanken aktiviert und werden bei einer Suchanfrage berücksichtigt. Indem nur die Filmarchiv-Datenbank ausgewählt wird, kann ausschließlich im Bestand des Filmarchivs der Filmuniversität gesucht werden.

Darstellung der Auswahlmöglichkeiten der Datenbanken im Katalog der Bibliothek der Filmuniversität. Die Datenbank des Filmarchivs ist mit einer roten Umrandung hervorgehoben.

Fig. 3.1 Auswahlmöglichkeiten Datenbanken im OPAC der Filmuniversität.#

Hier kann bereits eine erste Abfrage der Datenbank über eine Eingabe in das Suchfeld stattfinden. Für eine genauere und zielgerichtetere Suche im Bestand der studentischen Filme der Filmuniversität bietet sich jedoch die Funktion Erweiterte Suche an, die ebenfalls auf der Startseite des OPACs angeklickt werden kann (Fig. 3.2).

Hervorhebung der Auswahlmöglichkeit "Erweiterte Suche" auf der Startseite des OPACs der Filmuniversität.

Fig. 3.2 Erweiterte Suche im OPAC#

Auf der erscheinenden Seite der erweiterten Suche muss im Dropdown-Menü Bibliothekskatalog die Option Archivkatalog ausgewählt werden (Fig. 3.3).

Hervorhebung der Auswahlmöglichkeit Archivkatalog im Dropdown-Menü auf der Seite "Erweiterte Suche".

Fig. 3.3 Auswahl Archivkatalog in der erweiterten Suche#

Wie kann die Anzahl aller Einträge im Katalog des Filmarchivs für den Untersuchungszeitraum 1985 bis 1999 ermittelt werden? Hierfür muss im Suchfeld “Jahr” unten rechts 1985->1999 eingegeben werden. Achten Sie darauf, dass die Zeitspanne nicht mit einem einfachen Strich “-” sondern mit einem Pfeil “->” eingetragen wird, da ansonsten die Suche zu keinen Treffern führt. Mit einem Klick auf OK links unten startet die Suche. Der Eintrag “alldocuments” bei “Wörter in allen Feldern” wird automatisch eingefügt (Fig. 3.4).

Darstellung der Sucheinträge und Anzahl der Treffer auf der Eingabeseite. Wichtige Elemente sind durch rote Kreise markiert.

Fig. 3.4 Suche nach allen Einträgen im Archivkatalog für den Zeitraum 1985-1999#

Als Ergebnis der Suche erscheint die Anzahl der Treffer von “1366” oben rechts in der Anzeige der Suchmaske. Durch einen Klick auf diese Trefferanzahl wird eine Trefferliste ausgegeben (Fig. 3.5). Die Anzahl der Treffer bedeutet jedoch noch nicht, dass für den abgefragten Zeitraum auch 1366 Filme im Archiv vorhanden sind: Vielmehr verweist dies auf die Anzahl der bibliographischen Einträge zu Filmen auf verschiedenen Datenträgern. Dies umfasst auch, dass einzelne Filmtitel mehrfach katalogisiert wurden, z.B. als Teil von Kompilationen von Filmen auf einem Datenträger (etwa für Festivals oder Fernsehsender), die ebenfalls im Archivkatalog verzeichnet sind.

Darstellung einer Trefferliste nach einer Suchanfrage.

Fig. 3.5 Trefferliste#

Diese erste, oberflächliche Recherche hat mit 1366 Treffern gezeigt, dass im Filmarchiv für den zu untersuchenden Zeitraum genug Material an Filmen vorhanden ist, um der angedachten Fragestellung nachzugehen.

Als nächster Schritt erfolgt eine detailliertere Abfrage des Archivbestands, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Die Verfeinerung der Suche erfolgt durch die Eingabe von Worten in das mittlere Suchfeld auf der Seite für die erweiterte Suche. Als Vorgabe ist dabei die Suche nach Wörter in allen Feldern eingestellt. Durch ein Dropdown-Menü ist es möglich, die Suchanfrage weiter zu spezifizieren. So kann etwa nur in den Titeln, nach Personen, nach Schlagworten oder Stichworten gesucht werden (siehe Fig. 3.6).

Das Dropdown-Menü für die Möglichkeiten der Eingrenzung der Suche wird dargestellt.

Fig. 3.6 Möglichkeiten zur Eingrenzung der Suche im Bibliothekskatalog#

Insbesondere die Suche nach Schlagworten und Stichworten ist für die erste Recherche in Bezug auf die Fallstudie nützlich. Das erfassende Bibliothekspersonal trägt die Gattungen Spielfilm, Dokumentarfilm und Animationsfilm bei der Katalogisierung der studentischen Filme in das Feld “Schlagwort” ein. Für einen Überblick über den Recherchezeitraum ist interessant, wie viele Filme mit welchem Gattungs-Schlagwort erfasst wurden. Hierfür lässt sich eine Suchanfrage Dokumentarfilm in das Suchfeld Schlagwort eingeben. Beachten Sie dabei, dass gegebenenfalls die Auswahl Archivkatalog und der Jahreszeitraum ebenfalls neu eingegeben werden müssen.

Darstellung der Anzeige Suche nach Schlagwort Dokumentarfilm. Anzahl der Treffer ist Null.

Fig. 3.7 Anzeige der Suche nach Schlagwort “Dokumentarfilm”#

Für diese Suchanfrage ergibt sich als “Anzahl der Treffer: 0”. Wie kann dies sein? Es ist sehr unwahrscheinlich, dass im abgefragten Zeitraum keine Dokumentarfilme bzw. als Dokumentarfilm verschlagtwortete Filme im Katalog des Filmarchivs vorhanden sind. Hierzu ist wichtig zu wissen, dass auch der Eintrag der Gattungen nach der festgelegten Systematik der Bibliothek der Filmuniversität erfolgt. Die alphabetische Liste aller Schlagworte ist unten links auf der Startseite des Bibliothekskatalogs anklickbar. Aus der Liste ergibt sich, dass Dokumentarfilme unter dem Schlagwort “Dokumentarfilm/B” eingetragen wurden. Eine Suche mit dem angepassten Suchbegriff “Dokumentarfilm/B” ergibt 329 Treffer. Im Unterschied zu Schlagworten werden Stichworte übrigens frei vergeben und müssen nicht einer vorgegebenen Liste folgen.

Darstellung der Anzeige Suche nach Schlagwort Dokumentarfilm/B. Anzahl der Treffer ist 329.

Fig. 3.8 Anzeige der Suche nach Schlagwort “Dokumentarfilm/B”#

Aus den Suchergebnissen wird ersichtlich, dass für den Untersuchungszeitraum ausreichend gattungsbezogen verschlagwortete Filme im Katalog des Archivs der Filmuniversität vorhanden sind.

Achtung

Aus der Anzeige von 329 Treffern kann jedoch nicht geschlossen werden, dass im abgefragten Zeitraum genau 329 Dokumentarfilme entstanden sind. Vielen Filmen wurde durch das Bibliothekspersonal bei der Erfassung der Daten der Filme für den OPAC kein Gattungs-Schlagwort zugewiesen, obwohl sie dem dokumentarischen Film zugeordnet werden müssen. Analog gilt dies für die weiteren Gattungen.

Übung

Recherchieren Sie im Bibliothekskatalog der Filmuniversität im Bestand des Filmarchivs. Wie viele Filme werden für die Jahre 1985 bis 1999 mit der Zuordnung zur Gattung Spielfilm angezeigt?

Abschließend zur ersten Recherche im Bibliothekskatalog nach verzeichneten studentischen Filmen aus dem Filmarchiv der Filmuniversität soll noch ein kurzer Blick auf die Vollanzeige eines Titels geworfen werden (Fig. 3.10). Was kann dieser Vollanzeige entnommen werden? Nach der Signatur folgen in der Anzeige die an der Produktion beteiligten Personen, die auch den jeweiligen filmischen Gewerken (Regie, Kamera, Schnitt etc.) zugeordnet sind. Daran anschließend wird der Titel des Films genannt. Im Feld Zusatz ist die Art des Projekts vermerkt (im Beispiel hier “F3”, eine bestimmte Form des Übungsfilms, dort wäre z.B. auch “Abschlussfilm” oder “Diplomfilm” aufgeführt). Das Feld Umfang/Format enthält verschiedene technische Informationen wie Filmmaterial, Dauer oder Tonformat. Schlagwort und Stichwort liefern eine gattungsbezogene und thematische Einordnung des Films, die Zusammenfassung gibt eine kurze Inhaltsangabe des Films.

Darstellung der Vollanzeige eines Titel aus der Suche im Katalog.

Fig. 3.10 Vollanzeige eines Titels#

Aus der ersten kurzen Analyse der Felder der Vollanzeige eines Titels ist ersichtlich, dass diese zahlreiche Informationen enthält, die für die weitere Eingrenzung und strukturierte Erfassung eines potenziellen Korpus für die Fragestellung wichtig sind. Die Felder einer Vollanzeige müssen also im Laufe der Fallstudie noch genauer betrachtet werden.

3.1.2. Sichtung von Filmen#

Aus der Recherche im Bibliothekskatalog hat sich ein erster grober Überblick über den im Katalog verzeichneten Bestand des Filmarchivs der Filmuniversität ergeben. Für den Zeitraum der Jahre 1985 bis 1999 sind genügend Filme vorhanden, um die angedachte Fragestellung zu bearbeiten: Mit der zur Verfügung stehenden Anzahl an Filmen sind mögliche Veränderungen im studentischen Filmschaffen an der Filmuniversität potenziell erkennbar.

Auswahl der Filme#

Im nächsten Schritt werden wir einige exemplarische Filme sichten. Ziel der Sichtung ist es, einen ersten Eindruck von deren Gestaltungsweisen, Eigenheiten und möglichen Auffälligkeiten zu erlangen und daraufhin die Fragestellung verfeinern zu können. Für die Auswahl der Filme, die vom Forschungsteam der Fallstudie gemeinsam in einem Kinoraum angesehen und diskutiert werden sollen, greifen wir wiederum auf die Recherchemöglichkeiten im Bibliothekskatalog zurück. Gemäß der angedachten Fragestellung zum studentischen Filmschaffen zur Wendezeit bietet es sich an, im Bestand nach bestimmten Wörtern oder Wortgruppen zu suchen. Im Katalog haben wir z.B. die Begriffe Mauer, Wende und Grenze abgefragt. “Wende” ist dabei als eigenes Schlagwort vorhanden, Mauer und Grenze können u.a. auch in den Stichworten, Titeln oder Beschreibungstexten gesucht werden.

Erwartungsgemäß ergab die Suche nach dem Begriff “Wende” wenig Treffer vor dem Jahr 1989. Aus diesen Rechercheergebnissen wurden einzelne Filmtitel zur Sichtung ausgewählt. In der Stichprobe sind nun Filme enthalten, die hauptsächlich um das Jahr 1989 entstanden sind. Es wurden vier Dokumentar- und fünf Spielfilme einbezogen.

Hinweis

Wie sich bei unserer weiteren Arbeit mit den Daten zu den studentischen Filmen zur Wendezeit aus dem Archiv der Filmuniversität ergeben hat, sind in den filmografischen Angaben personenbezogene Daten enthalten, die nicht ohne Weiteres in einem Datensatz veröffentlicht werden können. Daher haben wir an dieser Stelle darauf verzichtet, eine Liste der Filme anzuführen, die wir gemeinsam gesichtet haben. Auf die rechtlichen Rahmenbedingungen werden wir im Kapitel zum Datenmodell und im Kapitel zu Problemfeldern bei der Datenpublikation noch genauer eingehen.

Aus den Gesprächen nach den gemeinsamen Filmsichtungen ergaben sich einige Auffälligkeiten und Gemeinsamkeiten der Werke. Da es sich bei den gesichteten Filmen nicht um eine repräsentative Auswahl des Bestands handelt, können aufgrund dieser Beobachtungen noch keine allgemeinen Aussagen über auftretende charakteristische Gestaltungsweisen, Themen oder Motive getroffen werden. Sie können aber dazu dienen, die Fragestellung zu konkretisieren und näher einzugrenzen.

So häufen sich in den Filmen Motive und Gestaltungsweisen, die wir unter folgenden Schlagworten zusammenfassen können:

  • Mauer

  • Gegensatz Ost / West

  • Traum

  • Übergang Traum / Realität

  • Rückblenden

Diese Elemente wiederholen sich in den gesichteten Filmen, waren jedoch auch erwartbar, da sie in verschiedener Form eng mit den Ereignissen in den Wendejahren verbunden sind. Überraschender waren weitere wiederkehrende Bestandteile:

  • Krankenhaus

  • (psychische) Krankheit

  • Schwierigkeiten zu kommunizieren

  • Gegensatz Stadt/Land, krank/gesund

  • Bewegung

  • Elemente des Roadmovies

Auffallend oft werden zudem dokumentarische Elemente in Spielfilmen eingesetzt; ein genauer, beobachtender Blick ist in den Filmen erkennbar.

Mögliche Parameter für weitere Untersuchungen#

Aus diesen ersten Beobachtungen ergibt sich die Frage, ob und wie wir diese Motive, Themen und Gestaltungselemente genauer betrachten können. Welches Material ist für die Untersuchung notwendig? Welche digitalen Tools können eingesetzt werden? Und wie muss die Forschungsfrage für diese Untersuchung spezifiziert werden? Da mit Verfahren der Digital Humanities gearbeitet wird muss weiterhin geklärt werden, wo und wie mit quantitativen Auswertungen gearbeitet werden kann. Hierfür kommen verschiedene Parameter infrage:

  • Anzahl der entstandenen Filme im Untersuchungszeitraum, auch aufgeschlüsselt nach Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilmen

  • Anzahl der Filme in einem Jahr

  • Anzahl der Projektarten (Diplomfilm, Übung etc.) und deren zeitliche Verteilung

  • Durchschnittliche Länge von Filmen bestimmter Projektarten

  • Anzahl der beteiligten Gewerke oder Personen

Informationen zu diesen Parametern sind in den Einträgen im OPAC in Form von filmografischen Daten bzw. Metadaten vorhanden.

Denkbar sind aber auch Parameter, die sich eher auf die Auswertung filmischer Mittel in einzelnen Filmen beziehen:

  • Anzahl von Einstellungen in einem Film

  • Länge und durchschnittliche Länge von Einstellungen

  • Anzahl der einzelnen Einstellungsgrößen

  • Farbgestaltung des Films

Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und kann durch zahlreiche weitere Parameter ergänzt werden. Zu klären ist, mit welchen digitalen Tools die notwendigen quantitativen Daten erhoben werden können.

In den oben erwähnten ersten Beobachtungen zu den gesichteten Filmen scheint aber auch bereits auf, dass eine rein quantitative Auswertung von Daten zu den Filmen nicht ausreichen wird, um erkannte Phänomene hinreichend zu klären. So sollte neben der Ermittlung der Anzahl von Filmen, in denen Übergänge von Traum und Realität oder Rückblenden vorkommen, zusätzlich geklärt werden, ob der Einsatz dieser Mittel eine individuelle künstlerische Entscheidung war oder etwa auf die Vorgaben einer Übungsaufgabe zurückgehen. Für die Interpretation der gewählten Gestaltungsmittel muss der Kontext also berücksichtigt werden. In vielen Fällen bietet es sich daher an, quantitative Vorgehensweisen mit qualitativen zu ergänzen und zu kombinieren - z.B. indem gesellschaftliche, ökonomische und politische Aspekte in den Forschungsprozess einbezogen werden. Durch die Auswertung der Schlagworte, Stichworte und Beschreibungstexte zu den Filmen mit digitalen Tools können sich Informationen zu möglichen Inhalten ergeben, die zueinander in Beziehung gesetzt werden können und anhand der Sichtung einzelner Werke verifiziert werden müssen.

Ausgehend von diesen ersten Auffälligkeiten sind verschiedene Perspektiven denkbar, die den möglichen Fragestellungen zugrunde liegen können und auf die wir im Abschnitt zur Operationalisierung der Fragestellung noch genauer eingehen.

Grundlage für die Beantwortung dieser und vieler anderer Fragen ist zunächst ein strukturierter Datensatz mit Informationen zu den Filmen aus dem Filmarchiv. Dieser muss noch aus den Einträgen zum Filmarchiv im Bibliothekskatalog erstellt werden, erst dann kann mit einer weiteren Auswertung begonnen werden. Wichtig für die Erhebung eines solchen Datensatzes ist ein Verständnis des Unterschiedes von Daten und Metadaten, das im folgenden Abschnitt behandelt wird.

3.1.3. Literatur#

[ADru21]

Johanna Drucker. The Digital Humanities Coursebook: An Introduction to Digital Methods for Research and Scholarship. Routledge, Abingdon, Oxon, 2021. ISBN 978-1-003-10653-1.