3.1. Deskriptive Filmanalyse#
Um Filme, Videos oder Bewegtbildmaterial für filmanalytische Arbeiten überhaupt erst greifbar machen zu können, ist es sinnvoll deskriptive Methoden anzuwenden. Ein bewährtes Werkzeug ist die Erstellung von (semantischen) Annotationen. Dieser Prozess kann entweder manuell durchgeführt werden oder automatisch bzw. semi-automatisch. Dabei sind die Ergebnisse, die durch Annotationen entstehen, am Ende auch immer selbst als Produkte oder Artefakte ihres Entstehungszusammenhangs zu begreifen [HS23].
Definition Annotation
Im Kontext der Film- und Medienwissenschaft sind Annotationen als eine zeitbasierte Anreicherung von Filmen oder Videos um Metadaten bzw. Metainformationen zu verstehen. Dabei handelt es sich um ein Verfahren der (semantischen) Anreicherung von Untersuchungsgegenständen, das manuell, automatisiert oder semi-automatisch erfolgen kann. Im engeren Sinne beziehen sich Annotationen direkt auf den gesamten Untersuchungsgegenstand und sind mit ihm verknüpft, indem sie Metainformationen bereitstellen. Videoannotations-Tools ermöglichen eine zeitgenaue Markierung und Kommentierung des Materials. Dadurch können filmische Strukturen wie Rhythmen, Bewegungen oder Schnittfolgen empirisch festgehalten und sichtbar gemacht werden.

Im Durchlauf der Fallstudie soll der Prozess von einer tabellarischen Annotationsarbeit bis zur Herstellung von manuellen bzw. (semi-)automatischen Annotationen via digitaler Tools und einer Filmontologie nachvollzogen und erprobt werden.
3.1.1. Warum tabellarische Annotationen?#
Um nachvollziehen zu können, wie der Zusammenhang zwischen einem filmanalytischen Grundvokabular und einer auf Semantic Web basierten Filmontologie zustande kommt, führt diese Fallstudie den aufeinander aufbauenden Prozess modellhaft durch. Damit soll insbesondere der Verlauf der Ideenentwicklung und Verwirklichung einer filmanalytischen Ontologie adressiert werden: Wie können filmanalytische Grundbegriffe empirisch systematisiert werden? Und wie kann die zeitliche Dynamik von Bewegtbildern auch in der analytischen Systematisierung eingeholt werden?
Sowohl die Entwicklung und Verwirklichung der Ontologie als Framework als auch die Weiterentwicklung als Datenvisualisierung ermöglichen empirisch fundierte filmanalytische Auseinandersetzungen, durch welche die zeitliche Erfahrungsdimension von Bewegtbildern in den Vordergrund rückt. Insofern ist ein wichtiges Anliegen dieser Fallstudie zu reproduzieren, wie der Zusammenhang zwischen einem Einstellungsprotokoll und einer komplexen, maschinenlesbaren Ontologie überhaupt erst zustande kommt.
Für die erste Übung – besonders geeignet für Einsteiger:innen ohne Vorwissen und Interessierte am Umgang mit deskriptiven Methoden der Filmanalyse – werden tabellarische Annotationsdaten erstellt.
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3.1.2. Literatur#
Jan Hostmannm and Melanie Seltmann. Annotation. Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften, 2023. doi:10.17175/wp_2023_002_v2.