3.2. Durchführung und Schritte#

Teil der ersten Übung ist es mithilfe einer Tabelle erste, grobstrukturierte Annotationsdaten herzustellen. Dafür steht hier ein vorgesehenes Template bereit, in dem die zu analysierenden Parameter bereits festgelegt sind. Umfassende Informationen zu Parameterdefinitionen sowie Ansätze zur Segmentierung von Filmen und Bewegtbildern können in dem Kapitel Weiterführende Informationen eingesehen werden.

3.2.1. Segmentierung#

In Bezug auf die Segmentierungslogik dient folgende Übersicht zur groben Orientierung:

Die vier Grundeinheiten des Films#

Sequenz

  • Größte Einheit

  • Verbindet narrative oder formal-ästhetische Stränge miteinander

  • Zeitliche oder räumliche Kontinuität muss nicht gegeben sein (z. B. Parallelmontage, Rückblicke etc.)


Szene

  • Teilabschnitt eines Filmes

  • Folge von Einstellungen

  • Kontinuität von Raum, Zeit & Figuren ist gegeben, Abgeschlossener Bereich eines Films


Einstellung

  • Kleinste filmische Einheit

  • Ununterbrochene Aufnahme (ohne Schnitt)

  • Besteht aus mehreren Frames


Frame

  • Einzelbild

  • Für das menschliche Auge nicht bzw. kaum sichtbar

  • Bei analogem Material = 24 Bilder (Frames) pro Sekunde

3.2.2. Durchführung#

Ein Schritt-für-Schritt-Guide

  • Als erstes werden Basisparameter für die zu analysierenden Segmente festgelegt; die Auswahl der zu untersuchenden Basisparameter soll dazu dienen, die zentralen kompositorischen Einheiten filmischer Intensitäten und Bewegungen als deskriptive Analysemuster in einem ersten Schritt greifen zu können.

Kurzdefinitionen zu unseren Basisparametern haben wir hier zusammengefasst:

Kurzdefinition der ausgewählen Parameter#

Einstellungsgröße:
Größenverhältnis des abgebildeten Subjekts (Person)/Objekts zur Kadrage (Bildfeld)


Montage bzw. Schnitt:
Verbindung der einzelnen Einstellungen zueinander, Zusammenfügung von Bild- und Toneinheiten


Kameraperspektive:
Blickorientierung der Kamera auf ein Objekt/Subjekt oder das Geschehen


Kamerabewegung:
Alle Bewegungen, bei der die Kamera ihren Standort oder ihre Bewegungsrichtung ändert


Ton:
Alle Geräusche, einschl. Musik, die im Offscreen oder Onscreen wahrnehmbar sind


Farbe:
Gestalterisches Ausdruckssystem, das Teil der Bildkomposition ist und die Beschaffenheit der Farben markiert


Licht:
Gestaltung der Hell-Dunkel-Kontraste sowie Lichtstärke

Um die für unser Beispielvideo spezifischen Gestaltungsebenen ebenfalls adäquat erfassen zu können, haben wir - neben den oben gelistetet allgemeineren Analysekategorien - den Parameter Bildinhalt hinzugefügt und diesen wie folgt kategorisiert:

  1. Bühne

  2. Publikum

  3. 2D-Animation

  4. Found Footage

  5. Interview

Es können auch ausführlichere Beschreibungen eingetragen werden. Wir haben uns für eine allgemeine Kategorisierung entschieden.

Weiterführende Literatur zu Grundbegriffen

Für eine vertiefende Beschäftigung mit den Grundbegriffen empfehlen wir folgende Internetseiten bzw. Lektüre:

  • Anschließend wird eine Segmentierungslogik, nach der der Videoclip analysiert werden soll, festgelegt. Wir haben uns, aufgrund der Länge des Gegenstandes, für eine Segmentierung in Einstellungen entschieden.

  • Sobald die Grundstruktur der zu analysierenden Einheiten steht, kann mit der tabellarischen Annotation begonnen werden, d.h., dass den Parametern Inhalte bzw. Werte beigeordnet werden, die aus der Inszenierung des Videos hervorgehen. Ein Template (als Word-Datei, Excel-Vorlage und PDF) zum Ausfüllen des Einstellungsprotokolls kann hier heruntergeladen werden.

3.2.3. Tabellarischer Auszug (Exemplar)#

Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie eine tabellarische Annotation aussehen kann, haben wir hier die ersten fünf Einstellungen exemplarisch annotiert:

Nr.

Dauer (sec.)

Screenshot

Bildinhalt

Einstellungsgröße

Montage

Kamera

Ton/Musik

Farbe

Licht

01

05’’

S01

Bühne

medium shot

harter Schnitt

low-angle; Fahrt: leicht>links

Dialog/Rede (onscreen)

schwarz

dunkel

02

07’’

S02

2D-Animation

closeup

harter Schnitt

high-angle; Fahrt: unten>oben

Dialog/Rede /Gelächter (offscreen)

weiß, braun, rot

dunkel; hell

03

04’’

S03

Bühne

medium closeup

harter Schnitt

straight-angle; unbewegt

Dialog/Rede (onscreen)

schwarz; grau

dunkel

04

03’’

S04

Publikum

shoulder closeup

harter Schnitt; Gegenschuss

straight-angle; unbewegt

Applaus (onscreen)

orange; schwarz

dunkel

05

03’’

S05

Bühne

medium closeup

harter Schnitt; Gegenschuss

straight-angle; unbewegt

Dialog/Rede (onscreen)

schwarz; grau

dunkel

Wichtig

Eine tabellarische Annotation erfordert viel Zeit und Aufmerksamkeit, da alle Daten, beispielsweise mit einem Textprogramm, manuell eingetragen werden müssen.

3.2.4. Schritte#

Um die tabellarische Annotation nach unserem Beispiel eigenständig durchführen zu können, haben wir folgende Schritte als kurze Übersicht notiert:

  1. Segmentierung: Das Video soll in diesem Schritt in die jeweiligen Einstellungen segmentiert werden

  2. Annotationsarbeit: Die tabellarische Annotation kann beginnen, das Template kann vollständig ausgefüllt werden

  3. Vergleichen: Die Ergebnisse können mit der bereitgestellten Musterlösung verglichen werden

Übungsaufgabe

Ziel: In dieser Übung sollen Sie die tabellarische Annotation eigenständig reproduzieren, um ein grundlegendes Verständis für die strukturierte Erfassung filmanalytischer Metadaten zu erlangen.

Aufgabe:

  1. Gehen Sie die Durchführung der Schritte nochmals genau durch

  2. Orientieren Sie sich an den hier dargestellten Beispielen

  3. Erstellen Sie ein Einstellungsprotokoll für den hier ausgewählten Untersuchungsgegenstand (“To understand climate change, understand these three numbers”) mit dem Themenschwerpunkt Klimawandel.

  4. Vergleichen Sie Ihre Annotationsergebnisse mit der bereitgestellten Musterlösung und refektieren Sie eventuelle Unterschiede und Abweichungen

Bearbeitungzeit: Ca. 120 Min.

Im nächsten Schritt werden gezielte Übungsfragen eingesetzt, um die Ergebnisse zu überprüfen und näher zu erläutern.

3.2.5. Literatur#

[PH20]

Volker Pantenburg and Malte Hagener. Handbuch Filmanalyse. Springer, Wiesbaden, 2020. doi:https://doi.org/10.1007/978-3-658-13339-9.