7.3. Übung zur Konfiguration der Timeline und Qualifizierung der Daten#
7.3.1. Aufgabe 1#
Übungsaufgabe
Ziel: Identifizierung korrekter Syntaxelemente für eine vorgegebene Timeline-Visualisierung
Aufgabe: Unten ist eine konfigurierte Visualisierung der Timeline zu sehen.
Betrachten Sie die abgebildete Timeline-Visualisierung
Analysieren Sie die dargestellten Eigenschaften (Höhe, Repräsentation, Labels, Farbschemata usw.)
Wählen Sie aus den gegebenen Optionen die korrekte Syntax-Kombination aus
Bearbeitungzeit: Ca. 10 Min.

Antwortoptionen#
A
DominantMovementDirection(colorfield:content labels:false representation:rect legend:false colorscheme:paired),
ImageIntrinsicMovement(height:300 representation:wave labels:true)
B
DominantMovementDirection(colorfield:parsed labels:true representation:hist legend:true colorscheme:greens),
ImageIntrinsicMovement(height:100 representation:line labels:false)
C
DominantMovementDirection(colorfield:content labels:true representation:rect legend:true colorscheme:paired),
ImageIntrinsicMovement(height:100 representation:line labels:false)
D
ImageIntrinsicMovement(height:100 representation:line labels:true),
DominantMovementDirection(colorfield:duration labels:true representation:rect legend:true colorscheme:darkblue)
Lösungsweg
Hier nochmal die richtige Lösung:
DominantMovementDirection(colorfield:content labels:true representation:rect legend:true colorscheme:paired),
ImageIntrinsicMovement(height:100 representation:line labels:false)
Gehen wir die Syntaxelemente einzeln durch:
Für DominantMovementDirection gilt:
colorfield
: der Wert content
ist korrekt, an der rechten Seite ist eine Legende aller annotierten Werte mit dem Syntaxelement content
(also ihrem Inhalt) zu sehen.
labels
: der Wert true
ist korrekt, da wir die Timecode-Leiste für den Annotationstypen konfiguriert haben.
representation
: der Wert rect
ist korrekt, die Darstellungsform entspricht einem Balkendiagramm.
legend
: der Wert true
ist korrekt, wir haben eine Legende an der rechten Seite konfiguriert.
colorscheme
: der Wert paired
ist korrekt, wir haben uns nach dem Vega-Farbschema für ein Kategorie-Schema entschieden, um die einzelnen Inhaltswerte der Annotationen besser abbilden zu können.
Für ImageIntrinsicMovement gilt:
height
: der Wert 100
ist korrekt. Wenn man ein wenig mit der Pixelgröße herumspielt, sieht man direkt die Unterschiede!
representation
: der Wert line
ist korrekt, auch hier sehen die anderen Werte der Darstellungsoption representation
ganz anders aus (durch ein wenig Ausprobieren kommt man schnell zur Lösung…).
labels
: der Wert false
ist korrekt, wir haben die Timecode-Leiste für den Annotationstypen ausgeblendet.
7.3.2. Aufgabe 2#
Eine Visualisierung mit folgenden Eigenschaften soll erstellt werden:
In der genannten Reihenfolge sollen die Annotationstypen Found Footage, Image Intrinsic Movement und Recording/Playback Speed angezeigt werden. Eine Timecode-Leiste soll für alle drei Typen konfiguriert werden.
Der Annotationstyp Found Footage soll einzeilig mit einer Pixelhöhe von 30 dargestellt werden. Eine Legende mit dem Inhalt der Annotationen soll angezeigt werden. Als Farbschema soll plasma
gewählt werden.
Der Annotationstyp Image Intrinsic Movement soll als Histogramm mit einer Pixelhöhe von 100 angezeigt werden. Eine Legende mit dem Verlauf als parsed
soll eingeblendet werden. Als Farbschema soll pinkyellowgreen
gewählt werden.
Der Annotationstyp Recording/Playback Speed soll als Balkendiagramm mit einer Legende und den Annotationsinhalten im Farbschema dark2
angezeigt werden.
Übungsaufgabe
Ziel: Eigenständige Konfiguration einer Timeline-Visualisierung nach vorgegebenen Kriterien
Aufgabe:
Erstellen Sie eine Visualisierung mit den oben festgelegten Kriterien
Dokumentieren Sie die verwendete Syntax für die Konfiguration
Erstellen Sie einen Screenshot der fertigen Visualisierung und vergleichen Sie Ihr Ergebnis mit der Lösung
Bearbeitungzeit: Ca. 10-15 Min.
Hilfestellung zur Antwort
Lesen Sie sich das Kapitel “7. Visualisierung” (S. 133) des Manuals nochmals gründlich durch. Auf was muss geachtet werden, damit die Visualisierung korrekt konfiguriert wird? Wie setzt sich die Syntax richtig zusammen (d.h, welche Elemente dürfen nicht fehlen und wie müssen sie genau angeordnet sein)? Können alle Annotationstypen mit allen Repräsentationswerten angezeigt werden oder gibt es möglicherweise Einschränkungen?
Lösung
Folgende Konfigurationen in der Syntax haben wir eingegeben, um die oben beschriebene Ansicht zu erhalten:
Zum Kopieren hier nochmal als Code:
data=../export/FlatJsonExporter&types=Shot,
FoundFootage(height:30 single_line:true legend:true colorfield:content colorscheme:plasma),
ImageIntrinsicMovement(height:100 representation:hist legend:true colorfield:parsed colorname:true colorscheme:pinkyellowgreen),
RecordingPlaybackSpeed(representation:rect legend:true colorfield:content colorscheme:dark2),
Auf was besonders zu achten ist:
Um die Syntaxelemente zu konfigurieren, müssen die Werte durch Klammern (ohne Leerzeichen) angegeben werden
Die Syntaxreihe für jeden Annotationstypen muss mit einem Komma abgeschlossen werden
Darstellungsoption und Wert werden mit einem Doppelpunkt ohne Leerzeichen voneinander getrennt
Mehrere Optionen für einen Annotationstypen werden durch Leerzeichen voneinander getrennt
Um eine einzeilige Darstellung zu konfigurieren, muss das Syntaxelement
single_line
angegeben werden (und nicht die Optionrepresentation
)Wird eine Timeline neu geöffnet, finden sich unter ‘Expand’ alle vordefinierten Syntaxeinstellungen. Die Timeline-Leiste ist bereits standardmäßig auf
labels:true
eingestellt und muss nicht nochmal definiert werden. Zum Ausblenden der Leiste muss die Option jedoch auflabels:false
geändert werdenNicht alle Annotationstypen können mit allen Repräsentationswerten angezeigt werden (hier am besten einfach ausprobieren!)
So sieht die oben beschriebene Darstellung als Datenvisualisierung aus:
(…bitte ranzoomen für eine größere Ansicht)
7.3.3. Qualifizierung der Daten: Dateninterpretation#
Die Datenvisualisierung spielt eine zentrale Rolle bei der Qualifizierung des Datensatzes. Mithilfe spezifischer Anpassungsoptionen, die wir für die Analyseabschnitte konfiguriert haben, veranschaulichen wir exemplarisch, wie die visualisierten Annotationsdaten filmwissenschaftlich interpretiert werden können. Unsere analytischen Studie konzentiert sich dabei stets auf die Interdependenzen zwischen quantitativen Datenmustern und ihrer fachspezifischen Einordnung. Welche Erkenntnisse liefern bestimmte Variablen unserer Annotationsdaten über Schnittfrequenz, Montagemuster oder Helligkeitsverhältnisse? Und wie lassen sich diese erhobenen Visualiserungsmuster des Datensatzes auf unseren audiovisuellen Gegenstand zurückbeziehen?
Sowohl die Visualisierungen als auch die Annotationen selbst sollen jedoch nicht einzig als reines Hilfsmittel begriffen werden, die lediglich dazu dienen empirische Evidenz für vorab gegebene Erkenntnisse zu liefern. Wir begreifen den Prozess der Datenerhebung und die Annotationen sowie Visualisierungen der Annotationsdaten als genuine Medien und Verfahren des Denkens mit und über Bewegtbilder [Dru20].
Das heißt Visualisierungen sind Interfaces und Medien der Analyse, sie sind wesentlicher Bestandteil eines abduktiven Forschungsprozesses, der sich mit Annotationen (wiederum in Konstellationen mit den Bewegtbildern) auseinandersetzt [Str24].
Wie kann der Prozess der Qualifizierung nun ganz konkret aussehen? Oder einfacher gesagt: Wie kann aus filmwissenschaftlicher Perspektive mit den vorhandenen Datensätzen und ihrer Visualisierung gearbeitet werden, um sie in eine analytische Kontextualisierung miteinzubeziehen? Die Weiterverarbeitung der Daten und die Rückbeziehung auf eine filmanalytisch fundierte Analysearbeit kann unterschiedlich aussehen. Bevor wir exemplarisch zeigen, wie eine solche Qualifizierung und Interpretation konkret aussehen kann, haben wir eine Übung vorbereitet, in der Sie selbst erproben können, wie sich erste analytische Zugänge auf Grundlage der visualisierten Daten potenziell entwickeln lassen.
Übungsaufgabe
Ziel: Filmwissenschaftliche Analyse und Interpretation der visualisierten Annotationsdaten
Aufgabe:
Untersuchen Sie Ihre erstellte Visualisierung auf Inszernierungsmuster und Auffälligkeiten, die sich anhand der Annotationsdaten erkennen lassen
Analysieren Sie mindestens drei identifizierbare Gestaltungweisen im Hinblick auf:
Schnittfrequenz oder Montagemuster
Helligkeitsverhältnisse oder Bewegungsformen
Temporale und multimodale Interdependenzen zwischen verschiedenen Annotationstypen
Verfassen Sie eine kurze Analyse (max. 500-750 Wörter), die:
Konkrete Verweise auf spezifische Stellen Ihrer Visualisierung enthält
Die Annotationsdaten filmwissenschaftlich qualifiziert
Reflektiert, wie die Visualisierungen als “Medien und Verfahren des Denkens” Ihren Analyseprozess beeinflusst haben
Bearbeitungzeit: Ca. 180 Min.
Slideshow der Analyse#
Unseren Dateninterpretationsansatz haben wir im Folgenden in Form eines kommentierten Foliensets bereitgestellt, welches mit Ausschnitten der Visualiserung eine beispielhafte Analyse unseres Gegenstandes zeigt. Eine ausführliche Analyse in Textform (mit direkten Verweisen auf die jeweiligen Folienabschnitte) steht hier als PDF-Download zur Verfügung. Die integrierten Folien können ebenfalls als Datei heruntergeladen werden. Dieses Material dient als Anregung zur Vertiefung und soll mögliche Deutungsansätze illustrieren.
7.3.4. Literatur#
Johanna Drucker. Visualization and Interpretation: Humanistic Approaches to Display. The MIT Press, Cambridge, MA, 2020. doi:https://doi.org/10.7551/mitpress/12523.001.0001.
Jasper Stratil. Audiovisuelle Rhetorik als politische Intervention. De Gruyter, Berlin/Boston, 2024. doi:https://doi.org/10.1515/9783111420028.