8.3. 🏆Abschließende Lernstandskontrolle und Selbsteinschätzung#
Hinweis
Diese Übungsaufgaben dienen Ihrer Selbsteinschätzung und helfen Ihnen, das in dieser OER Gelernte zu reflektieren.
Sie können die Fragen bzw. Aufgaben in beliebiger Reihenfolge beantworten und auch mehrfach versuchen.
Vorbereitung:
Lesen Sie alle Aufgaben vor der Bearbeitung vollständig durch
Planen Sie ausreichend Zeit für eine durchdachte Bearbeitung ein
Halten Sie Ihre Notizen und Materialien aus der Fallstudie bereit
Es erfolgt keine Bewertung oder Speicherung Ihrer Ergebnisse. Nutzen Sie dieses Assessment, um Wissenslücken zu identifizieren und gegebenenfalls die entsprechenden Lernmodule nochmals zu bearbeiten.
Geschätzte Zeit: Die Bearbeitunngszeit kann aufgrund des Umfangs der einzelnen Aufgaben stark variieren. Eine konkrete Zeit kann hier nicht vorgegeben werden, da die Dauer der Bearbeitung von Ihrer individuellen Arbeitsweise, Ihrem Vorwissen und der Tiefe Ihrer Auseinandersetzung mit den Inhalten abhängt.
Am Ende dieses abschließenden Kapitels gibt es einen Selbsteinschätzungsbogen, der Ihnen helfen soll Ihre erworbenen Kompetenzen zu reflektieren und Bereiche zu identifizieren, in denen Sie sich weiterentwickeln können.
Viel Erfolg!
8.3.1. Grundlagenverständnis#
Definieren Sie kurz und präzise die folgenden Begriffe und erläutern Sie ihre Bedeutung für die datengestützte Filmanalyse:
Tabellarische Annotation
Freitextannotation
Semantic Web Prinzipien
Ontologiebasierte Annotation
Temporale Verlaufsdynamik
Lösung
Mögliche Antworten
Tabellarische Annotation:
Die tabellarische Annotation ist eine systematische Methode zur Erfassung filmanalytischer Daten in Form einer strukturierten Tabelle. Hierbei werden zeitlich erfasste Segmente des untersuchten Filmmaterials (also z.B. Einstellung) mit filmischen Gestaltungsmitteln bzw. Untersuchungsparametern (z.B. Einstellungsgrößen, Kamerabewegungen, Montageformen) in einem Protokoll verknüpft. Diese Methode ermöglicht eine übersichtliche Segmentierung des filmischen Materials nach definierten Parametern und dient als Grundlage für vergleichende Analysen. Die tabellarische Form bietet den Vorteil einer klaren Organisation, erreicht jedoch Grenzen bei der Erfassung komplexer temporaler Verlaufsdynamiken und multimodaler Beziehungen zwischen verschiedenen filmischen Gestaltungsebenen (wie z.B. Korrelationen oder Interdependenzen zwischen Ton- und Farbverläufen).
Freitextannotation
Mit Freitextannotationen können semantische, filmanalytische Daten zu audiovisuellem Material digital erfasst werden. Hierfür können digitale Tools (wie z.B. Advene oder ELAN) verwendet werden, um die semantischen Beschreibungen mit präzisen Zeitabschnitten des Videos direkt in einer Benutzeroberfläche zu verknüpfen. Die Freitextannotation erlaubt sowohl eine flexible und detaillierte Erfassung qualitativer Aspekte als auch die Dokumentation komplexer Zusammenhänge und subjektiver Eindrücke, bietet jedoch weniger Strukturierung für quantitative Auswertungen und erschwert die systematische Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Annotierenden oder Analysegegenständen.
Semantic Web Prinzipien
Semantic Web Prinzipien beschreiben Grundsätze zur maschinenlesbaren Organisation und Verknüpfung von Daten im Internet, die in der filmanalytischen Forschung zur strukturierten Wissensrepräsentation angewendet werden. Zentrale Elemente sind semantische Triple (Subjekt-Prädikat-Objekt-Relationen), die eindeutige Identifizierung von Entitäten durch URIs, hierarchische Ontologiestrukturen und die Interoperabilität zwischen verschiedenen Datenquellen. Diese Prinzipien ermöglichen die Erstellung einheitlicher filmanalytischer Datenmodelle, die systematische Verknüpfung verschiedener Annotation-Sets und die Abfrage komplexer semantischer Beziehungen zwischen filmischen Elementen. Durch die Anwendung von Semantic Web Prinzipien werden filmanalytische Daten maschinenlesbar, nachnutzbar und können in größere Wissensnetze integriert werden.
Ontologiebasierte Annotation
Bei der ontologiebasierten Annotation werden Beobachtungen zu audiovisuellem Material mithilfe eines standardisierten, hierarchisch strukturierten Begriffsystems (Ontologie) digital erfasst. Im Gegensatz zur Freitextannotation werden analytische Untersuchungen dabei spezifischen, vordefinierten Kategorien (Ebenen), Typen und Werten zugeordnet, die in semantischen Relationen zueinander stehen. Diese Methode kombiniert die Präzision tabellarischer Annotation mit der Flexibilität, komplexe semantische Beziehungen zwischen filmischen Elementen zu erfassen. Durch die einheitliche Terminologie und die maschinenlesbare Struktur ermöglicht die ontologiebasierte Annotation konsistente, vergleichbare und interoperable Analysen, die für quantitative Auswertungen und die Identifikation von Mustern in großen Datenkorpora geeignet sind.
Temporale Verlaufsdynamik
Temporale Verlaufsdynamik bezeichnet im Kontext der Filmanalyse die zeitliche und synchrone Entfaltung verschiedener filmischer Gestaltungsmittel in ihrem Zusammenspiel, die als gemeinsame filmische Komposition eine ästhetische Erfahrung im Zuschauendengefühl produzieren. Im Kontext der datengestützten Filmanalyse umfasst dies die systematische Erfassung und Visualisierung von Dynamiken, Inszenierungsweisen und Mustern filmischer Parameter (wie Einstellungslängen, Kamerabewegungen, Farbgestaltung oder Musik) über die Dauer eines Filmes/Videos hinweg. Das Konzept ist besonders relevant für die Untersuchung affektrhetorischer Strategien, da es ermöglicht, rhythmische Strukturen und multimodale Zusammenspiele verschiedener Gestaltungselemente in ihrer zeitlichen Dimension zu erfassen und zu interpretieren.
8.3.2. Methodologische Reflexion#
Vergleichen Sie die verschiedenen Annotationsmethoden (tabellarisch, freitextbasiert und ontologiebasiert) hinsichtlich:
Effizienz bei der Datenerhebung
Genauigkeit und Präzision der erfassten Daten
Nachnutzbarkeit und Interoperabilität
Eignung für affektrhetorische Analysen
Skalierbarkeit bei größeren Datenmengen
Belegen Sie Ihre Argumentation mit konkreten Beispielen, die Sie beim Durcharbeiten der Fallstudie möglicherweise schon gesammelt haben. Welche Vor- und Nachteile der vorgestellten Annotationsmethoden können Sie benennen?
8.3.3. Konzeption einer integrativen Fallbeispielanalyse als Forschungsvorhaben#
Skizzieren Sie ein Forschungsprojekt, das die in der Fallstudie vorgestellten Methoden nutzt, um eine spezifische Forschungsfrage im Bereich der Film- und Medienanalyse zu beantworten.
Innerhalb Ihres Forschungsvorhabens führen Sie eine integrative Fallstudienanalyse durch. Hierzu wählen Sie auf der Grundlage Ihrer Forschungsfrage geeignetes Film- und/oder Videomaterial und wenden die in dieser Fallstudie vorgestellte ontologiebasierte Analysemethode auf Ihren eigenen Forschungsgegenstand an.
Folgende Punkte sollen Ihnen bei der Konzeption helfen:
Entwickeln Sie eine geeignete Forschungsfrage zu einem Thema Ihrer Wahl, die Sie mithilfe datengestützter Annotation beantworten können
Setzen Sie einen theoretischen Rahmen und recherchieren Sie Kontexte und Hintergründe zu Ihrem Thema
Überlegen Sie sich, wie sie die AdA-Filmontologie für Ihr Forschungsvorhaben nutzen können und passen Sie die Auswahl der zu annotierenden Typen an Ihren Untersuchungsgegenstand an
Dokumentieren Sie mögliche Ergänzungen und Herausforderungen in der Arbeit mit der AdA-Filmontologie: Welche zusätzlichen Analysekategorien oder Typen sind für Ihren Annotationsprozess notwendig? Inwiefern kann eine Ergänzung um weitere Parameter dabei helfen Ihre Forschungsfrage adäquat zu adressieren?
Überlegen Sie sich eine geeignete Visualisierungs- und Präsentationsstrategie Ihrer Ergebnisse, z.B. für folgende Szenarien:
Publikation in einem medienwissenschaftlichen Fachjournal
Vortrag im Rahmen einer Fachkonferenz
Kuratierung im Rahmen einer wissenschaftlich-künstlerischen Ausstellung
Hinweis
Nutzen Sie für Ihre Visualisierung die AdA-Timeline und explorieren Sie unter Zuhilfenahme entsprechender Konfigurationsoptionen die Annotationsdaten. Welche Rückschlüsse lassen die empirischen Datensätze in Bezug auf affektrhetorische Mittel und Inszenierungsmuster zu? Wie korrelieren verschiedene Annotationsspuren, z.B. hinsichtlich der Schnittfrequenz, der rhythmischen Komposition oder den dialogischen Sprechakten, miteinander?
Der Workflow der datengestützen Filmanalyse, den wir in unserer Einführung vorgestellt haben, soll Ihnen bei der Konzeption Ihres eigenen Forschungsvorhabens als Orientierung dienen:

Fig. 8.6 Workflow der datengestützten Filmanalyse#
Zudem haben wir eine detaillierte Dokumentation dieses Workflows zusammengestellt, in denen Sie konkrete Anhaltspunkte zur methodischen Vorgehensweise erhalten und gleichzeitig unseren Forschungsprozess transparent nachvollziehen können. Selbstverständlich können und sollten Sie den präsentierten Workflow an Ihre spezifischen Forschungsfragen und persönlichen Arbeitspräferenzen anpassen.
8.3.4. Übergreifende methodenkritische Evaluation#
Verfassen Sie eine methodenkritische Gesamteinschätzung der Fallstudie. Gehen Sie dabei auf Stärken, Schwächen und Grenzen der eingesetzten Analysemethoden und Visualisierungsstrategien ein und reflektieren Sie deren Aussagekraft im Kontext der Untersuchung.
Welche filmanalytischen Phänomene lassen sich mit den erlernten datengestützten Methoden gut erfassen, welche weniger gut?
Welche methodischen Herausforderungen sind Ihnen bei der Arbeit mit den verschiedenen Tools und Ansätzen begegnet?
Was könnte bei der Weiterentwicklung ontologiebasierter Frameworks für die Filmanalyse verbessert werden?
Welche Forschungsfragen können mit den erlernten Methoden besonders gut bearbeitet werden?
Wie kann die Visualisierung dabei helfen, die empirisch erfassten Annotationsdaten für eine abschließende interpretative Analyse greifbar zu machen? Diskutieren Sie anhand konkreter Beispiele, welche Visualisierungsoptionen für welche filmanalytischen Fragestellungen besonders geeignet sind und wie sie die Brücke zwischen quantitativen Daten und qualitativer Interpretation schlagen können.
8.3.5. Selbsteinschätzungsbogen#
Dieser Selbsteinschätzungsbogen soll Ihnen helfen, Ihre erworbenen Kompetenzen zu reflektieren und Bereiche zu identifizieren, in denen Sie sich weiterentwickeln können. Bewerten Sie Ihre Fähigkeiten in den verschiedenen Bereichen ehrlich und nutzen Sie die Reflexionsfragen, um Ihr Verständnis zu vertiefen. Der Selbsteinschätzungsbogen ist auch lokal als PDF nutzbar.
Achtung
Die Checkboxen sind interaktiv, d.h., dass Sie sie für die (temporäre) Nutzung innerhalb einer Browsersession anklicken können. Bitte beachten Sie jedoch, dass der Arbeitsstand nicht gespeichert wird, sobald Sie Ihre Browserhistory löschen. Für eine dauerhafte Nutzung laden Sie sich den Selbsteinschätzungsbogen als PDF herunter.
Teil I: Methodische Grundkompetenzen#
Tabellarische Annotation#
- Grundlegend: Ich kann einfache tabellarische Annotationen erstellen, habe aber Schwierigkeiten bei komplexeren Parametern.
- Fortgeschritten: Ich kann tabellarische Annotationen mit verschiedenen Parametern systematisch erstellen.
- Expert:in: Ich kann tabellarische Annotationen effizient erstellen und ihre Grenzen kritisch reflektieren.
Reflexionsfrage: Welche Herausforderungen sind mir bei der tabellarischen Annotation begegnet und wie habe ich sie gelöst?
Digitale Annotationstools (Advene, ELAN)#
- Grundlegend: Ich kann grundlegende Funktionen der Tools bedienen, brauche aber oft Hilfe.
- Fortgeschritten: Ich kann Annotationstypen erstellen, Annotationen vornehmen und Grundfunktionen der Tools sicher nutzen.
- Expert:in: Ich kann erweiterte Funktionen der Tools nutzen und effiziente Arbeitsabläufe gestalten.
Reflexionsfrage: Welche Funktionen der Tools finde ich besonders nützlich für meine Analysezwecke und warum?
Semantic Web Prinzipien#
- Grundlegend: Ich verstehe grundlegende Konzepte wie Triple, aber habe Schwierigkeiten bei komplexeren Strukturen.
- Fortgeschritten: Ich kann filmanalytische Begriffe in semantische Triple überführen und ihre Beziehungen verstehen.
- Expert:in: Ich kann selbstständig systematische Datenmodelle nach Semantic Web Prinzipien entwickeln.
Reflexionsfrage: Wie verändert das Denken in semantischen Strukturen meine Herangehensweise an Film- und Medienanalyse?
Teil II: Arbeit mit der AdA-Filmontologie#
Verständnis der AdA-Filmontologie#
- Grundlegend: Ich kenne die grundlegende Struktur (Ebenen, Typen, Werte), habe aber Schwierigkeiten bei der Anwendung.
- Fortgeschritten: Ich kann die Ontologie sicher anwenden und angemessene Werte zuordnen.
- Expert:in: Ich verstehe die konzeptionellen Grundlagen der Ontologie und kann sie kritisch reflektieren.
Reflexionsfrage: Welche Stärken und Grenzen sehe ich in der hierarchischen Struktur der AdA-Filmontologie?
Erstellung von Annotationen mit der AdA-Filmontologie#
- Grundlegend: Ich kann einfache Annotationen mit vordefinierten Werten erstellen.
- Fortgeschritten: Ich kann komplexe Annotationen erstellen und Syntaxelemente wie [TO] und [VS] sinnvoll einsetzen.
- Expert:in: Ich kann umfassende Annotationspakete effizient erstellen und potenzielle Erweiterungen der Ontologie identifizieren.
Reflexionsfrage: Bei welchen filmischen Phänomenen stoße ich mit der AdA-Filmontologie an Grenzen, und wie könnte ich diese überwinden?
Qualitätssicherung und Fehlerkorrektur#
- Grundlegend: Ich kann offensichtliche Fehler in meinen Annotationen identifizieren.
- Fortgeschritten: Ich kann systematisch Fehler mit Hilfe der Checker-Funktion finden und korrigieren.
- Expert:in: Ich habe Strategien entwickelt, um konsistente und präzise Annotationen zu gewährleisten.
Reflexionsfrage: Welche Qualitätssicherungsroutinen habe ich etabliert und wie könnte ich sie verbessern?
Teil III: Visualisierung und Interpretation#
Konfiguration der AdA-Timeline#
- Grundlegend: Ich kann einfache Visualisierungen mit Standard-Einstellungen erstellen.
- Fortgeschritten: Ich kann die Timeline gezielt mit verschiedenen Darstellungsoptionen konfigurieren.
- Expert:in: Ich kann komplexe Visualisierungen erstellen, die spezifische analytische Fragestellungen adressieren.
Reflexionsfrage: Wie verändert die dynamische Visualisierung mein Verständnis filmischer Zeitstrukturen und Ausdrucksbewegungen?
Hypothesenbildung und -überprüfung#
- Grundlegend: Ich kann einfache Hypothesen formulieren und sie mit den Daten in Beziehung setzen.
- Fortgeschritten: Ich kann komplexe Hypothesen entwickeln und systematisch mit den Daten überprüfen.
- Expert:in: Ich kann aus der Datenexploration neue Hypothesen generieren und methodisch reflektiert überprüfen.
Reflexionsfrage: Wie hat sich mein Verhältnis zu Hypothesen durch die datengestützte Analyse verändert oder beeinflusst?
Teil IV: Kritische Reflexion und Transfer#
Methodenreflexion#
- Grundlegend: Ich kann grundlegende Stärken und Schwächen der vorgestellten Methoden benennen.
- Fortgeschritten: Ich kann detailliert die Eignung verschiedener Methoden für unterschiedliche Forschungsfragen diskutieren.
- Expert:in: Ich kann die vorgestellten Methoden im Kontext digitaler Filmanalyse umfassend kritisch reflektieren.
Reflexionsfrage: Wie verändert die Arbeit mit digitalen Annotationsmethoden mein Verständnis des Verhältnisses zwischen subjektiver Erfahrung und empirischer Analyse?
Anwendung auf eigene Forschungsfragen#
- Grundlegend: Ich kann die Methoden auf vorgegebene Beispiele anwenden.
- Fortgeschritten: Ich kann die Methoden für eigene Forschungsfragen adaptieren.
- Expert:in: Ich kann eigenständig Forschungsdesigns entwickeln, die die vorgestellten Methoden kreativ nutzen und weiterentwickeln.
Reflexionsfrage: Welche konkreten Forschungsfragen würde ich mit den erlernten Methoden gerne untersuchen und welche Anpassungen wären dafür nötig?
Mit der vorliegenden Selbsteinschätzung endet die inhaltliche Arbeit dieses Lehrwerks. Sie bietet die Möglichkeit, den individuellen Lernfortschritt zu reflektieren und zentrale Kompetenzen der Fallstudie abschließend zu verorten.